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Diagnose: Kreuzbandriss

„We all fall down in life. The question is who gets back stronger.“ 

Auf dieser Seite möchte ich euch über meine Kreuzbandriss-Reha berichten. Ich werde darauf eingehen welche Schritte ich durchlaufen bin und wie ich vorgegangen bin. Ebenfalls möchte ich euch mitgeben auf was ihr achten könnt oder solltet.

Mein hier beschriebener Rehaverlauf ist rein subjektiv, basiert auf meinen Erfahrungen, meiner genauen schwere der Verletzung und meinem selbst gewählten Trainingsumfang. Jede Reha verläuft unterschiedlich und sollte immer mit dem Arzt und Physio abgestimmt sein.

Gerne kann man mir auch Fragen direkt an „mail@mm-fitnessandfood.de“ senden.

Ich hätte niemals gedacht dass mir so etwas passiert, aber tatsächlich habe ich mir am 05.03.2023 bei einem Fußballspiel das vordere Kreuzband gerissen. Ich hatte heftige Schmerzen auf dem Feld und wurde vom Krankenwagen abgeholt. Dort wurde ich gleich geröntgt um Knochenbrüche auszuschließen. Ebenfalls hat man bei mir den Lachman-Test gemacht, mit welchem man sehen kann, ob das Kreuzband gerissen ist. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt zwar noch kein MRT, leider war jedoch ziemlich klar, dass es was am Kreuzband sein muss. 6 Tage später habe ich mein MRT bekommen. Diagnose: Kreuzbandriss am linken Knie sowie Verletzung des Innenbandes und leichte Knochenrisse. Das war einer der schlimmsten Tage, da der Sport für mich alles ist.

Ich habe in diesem Moment so viel Wut, Trauer aber auch Angst empfunden. Natürlich sind mir auch tausend Fragen durch den Kopf geschossen: Warum passiert mir so etwas? Wie konnte das passieren? Wie geht es jetzt weiter? Was wird das mit mir anstellen? Wie werde ich schnell wieder fit? Wann kann ich operiert werden? Wann und vor allem kann ich überhaupt wieder Fußball spielen und genau so intensiven Sport machen wie davor?

Der weitere Verlauf und OP-Vorbereitungen

Nachdem ich beim MRT war, bin ich 2 Tage später wieder zu meinem Arzt gegangen. Er schaute sich mein MRT an und war der Meinung, dass man hier vielleicht sogar um eine OP rumkommt und das Kreuzband wieder von alleine zusammenwächst bzw. ich eventuell auch ohne Kreuzband keine Probleme haben werde. Mir war jedoch ganz klar, dass ich das Kreuzband machen lassen werde, also habe ich mich um eine Zweitmeinung gekümmert. Leider ging währenddessen so viel Zeit ins Land, dass es in meinem Knie mit den ersten Verwachsungen losging. Ich habe die ersten 1-2 Wochen eine steife Schiene getragen und anschließend die Orthese bekommen. Hier hieß es, dass ich mein Knie vorerst nicht weiter als 60 Grad beugen solle. Das alles führte letztendlich zu Einschränkungen, auf die ich nachher nochmal zurückkommen werde, da dies leider zu Problemen geführt hat. Nachdem ich mir eine Zweitmeinung eingeholt habe, hatte ich endlich, 6 Wochen später, meine Überweisung für eine OP in der Klinik. 

Der Termin in der Klinik konnte relativ zeitnah erfolgen. Dort wurde dann nochmals festgestellt dass mein Kreuzband operiert werden muss und ein Termin ausgemacht. Jedoch habe ich gleich Physiotherapie verschieben bekommen, da ich eine Einschränkung in der Beugung hatte. Das Kreuzband wird in 120 Grad Beugung bei der OP eingesetzt, diese konnte ich jedoch nicht aufweisen also arbeitete ich mit meinem Physio daran. Der erste OP Termin war angesetzt am 09.05. Aufgrund fehlender Beugung, haben wir die OP auf den 04.07. verschoben. An diesem Tag konnte die OP dann mit Ach und Krach stattfinden.

Fazit zu diesem Teil des Prozesses:

Leider bin ich mit dem Verlauf nicht all zufrieden gewesen. Da mein erster Arzt es ohne OP probieren wollte, haben wir Zeit verloren. Genau so hätte ich mir das mit der Beugung und den Verwachsungen sparen können, nur man weiß es zu dem Zeitpunkt leider noch nicht besser und folgt den Anweisungen seines Arztes. 

Ebenfalls sollte man aufpassen welche Physio man wählt. Das habe ich leider erst nach der OP gemerkt und da werde ich später auch noch näher darauf eingehen, aber sucht euch eine Praxis in der ihr immer den gleichen Physio habt, damit er euch und eure Geschichte genau kennt und sucht euch jemanden, der wirklich Ahnung hat.

Die OP

Meine allererste OP überhaupt. Noch nie war ich so aufgeregt, jedoch habe ich mir das ganze schlimmer vorgestellt als es wirklich war. Das Vorgehen ist vermutlich bei den meisten Operationen das Gleiche, allerdings wollte ich den Verlauf für Leute, die noch nie eine OP hatten, gerne erklären. Ich ging in die Klinik, hatte ein kurzes Gespräch und musste ein paar Dokumente unterzeichnen. Nachdem das erledigt war, wurde ich auch schon aufgerufen. Ich wurde in eine Kabine geführt, in der ich mich umziehen sollte und meine Wertsachen sowie Klamotten in einen Schrank einschließen musste. Danach ging es für mich weiter in den Vorbereitungsraum. Dort wurde mir der Zugang gelegt und ich habe Beruhigungsmittel erhalten. Ungefähr 20 Minuten später wurde ich in den OP Saal geschoben und  ab da weiß ich nichts mehr, da ich die Maske aufgesetzt bekommen habe. 

Während der Kreuzbandplastik, wurden zusätzliche Verwachsungen im Knie entfernt, sowie ein kleiner Meniskusschaden repariert, der aber nicht erwähnenswert ist. Am Innenband musste nichts gemacht werden, da das wieder von allein heilt. Meines Wissens bin ich nach ca. 2-3h wieder aufgewacht, habe direkt etwas zu essen und zu trinken erhalten und wurde aufs Zimmer gebracht.

Krankenhausaufenthalt

Den Krankenhausaufenthalt habe ich mir schlimmer vorgestellt, als er wirklich war. Den Tag nach der OP bin ich nur noch im Bett gelegen. Schmerzen am Knie hatte ich überhaupt keine. Ich bin nur nachts einmal aufgewacht , da meine Ferse vom Liegen weh tat, das konnten wir aber mit einem Kissen ganz einfach beheben. Die Narkose hatte leichte Auswirkungen auf mich welche sich bemerkbar mit Schwindel oder Übelkeit machten, was sich aber ebenfalls in Grenzen hielt. Am nächsten Tag habe ich sämtliche Informationen zur OP und zum weiteren Vorgehen erhalten. Man bekam auch eine halbe Stunde Physio, um zu lernen wie man richtig mit den Krücken geht und das Treppen laufen zu üben. Gegen Nachmittag habe ich Besuch erhalten und somit war der Tag auch relativ schnell vorbei und das ohne Schmerzen. Der nächste Tag war für mich auch schon der letzte. Gegen 11:00Uhr, nachdem die Ärztin noch einmal bei mir war und mir die Unterlagen gegeben hatte, konnte ich dann auch schon heimgehen.

Am Anfang wollte ich nicht dort bleiben und am liebsten nach der OP wieder heim gehen, jedoch war es absolut richtig dort zu bleiben. Im Krankenhaus wurde sehr gut für mich gesorgt und falls doch Komplikationen oder starke Schmerzen dazugekommen wären, wäre es zu Hause alles andere als schön gewesen.

Organisationen nach der OP

Folgende Dinge mussten nach der OP besorgt werden:

  • Bewegungsschiene 
  • Muskelstimulator
  • Physiotermine (vorher machen und richtigen suchen)
  • Arzttermine (Fäden ziehen, Kontrolle)
  • Spritzen
  • Tabletten
  • Krankmeldung 
  • „Behindertengerechte“ Wohnung
  • Orthese 
  • Thrombosestrumpf

Die Bewegungsschiene wurde mir schon im Krankenhaus bestellt. 2-3 Tage später hat die Firma sich bei mir gemeldet sodass wir einen Liefertermin festlegen konnten. Die Schiene war für 6 Wochen vorgesehen.

Für den Muskelstimulator habe ich ein Rezept erhalten. Mit diesem bin ich in ein Sanitätshaus gegangen, sodass ich mir dieses dort ausleihen konnte, für 3 Monate.

Bei den Physioterminen würde ich dir empfehlen diese schon im Voraus zu machen, da du ansonsten höchstwahrscheinlich keine kurzfristigen Termine bekommst. Mir wurden 2-3 Termine pro Woche empfohlen.

Arzttermine solltest du, falls du einen Arzt mit langen Wartezeiten hast, auch vorher machen. Ca. 11 Tage nach der OP wurden bei mir die Fäden von meinem Orthopäden gezogen. Einen Verbandswechsel bzw. Pflasterwechsel solltest du auch regelmäßig durchführen. Ich habe das die ersten beiden Male ebenfalls von meinem Orthopäden machen lassen.

Wir lieben sie alle, die Thrombosespritzen. Diese brauchst du natürlich solang du nicht ohne Krücken laufen kannst. Hierfür erhältst du in der Regel auch gleich ein Rezept vom Krankenhaus.

Tabletten habe ich Pantoprazol sowie IBU 800 bekommen. Davon sollte ich morgens und abends eine nehmen, da sie Entzündungen vorbeugt.

Eine Krankmeldung von der Klinik habe ich für 4 Wochen erhalten, jedoch nicht benötigt. Je nach Job kannst du vorher wieder einsteigen oder benötigst sogar länger. Das musst du verständlicherweise mit deinem Arzt abstimmen und dir eine Verlängerung holen, wenn nötig.

Mit „behindertengerechte“ Wohnung ist gemeint, dass du vorher darauf achtest, dass du dir deine Dinge so zurecht legst, dass du nachher entweder gut durchlaufen kannst oder direkt das Wichtigste neben dir, z.B. auf der Couch liegen hast. 

Ebenfalls erhältst du eine Orthese, die dein Bein stabilisiert. Diese sollte getragen werden sobald du wieder läufst und soweit meines Wissens nach die ersten 3 Monate lang.

Das ist leider ein leidiges Thema, jedoch genau so wichtig. Den Strumpf habe ich auch direkt im Krankenhaus erhalten. Mir wurde vor der OP gezeigt wie ich diesen am besten an- und ausziehe, da er sehr eng ist. Diesen Strumpf soll man dann, sobald man kann, morgens anziehen und erst abends wieder ausziehen. Er verhindert das Bilden von Thrombosen im Bein. 

Das harte Knietraining bis zum Wiedereinstieg in den Sport

Ich muss sagen, ich habe das Knietraining nach so einer OP und einem Muskelverlust sehr unterschätzt. Ich habe am Tag mehrere Stunden Übungen gemacht.

2-4h am Tag habe ich die Bewegungsschiene in Gebrauch gehabt um meine Beugung und Streckung zu trainieren. Zwischendurch habe ich den Muskelstimulator benutzt damit meine Muskeln nicht ganz verschwinden. Von der Klinik habe ich eine App erhalten in der ich tägliche Trainings planen konnte mit Übungen die ich in den Anfangswochen schon machen durfte.

Lauftraining kam nach ca. 2 Wochen auch dazu. Ich habe versucht weniger Gewicht auf meine Krücken zu geben und das Bein so langsam wieder mit zu benutzen, was leider auch schwieriger war als gedacht. Nach ca. 5 Wochen konnte ich mich dann von den Krücken verabschieden.

Nach 1 1/2 – 2 Monaten ging es für mich mit dem Fahrrad fahren los. Natürlich zuerst nur auf dem Heimtrainer und Schritt für Schritt habe ich mich getraut draußen Rad zu fahren. 

Schwimmen war ich in dieser Zeit auch ab und zu, allerdings ging das anfangs noch nicht so gut. Ab dem 4. Monat konnte ich erst unbeschwert schwimmen.

Krafttraining hab ich eigentlich, wie oben erwähnt, von Anfang an mit eingebaut gehabt. Richtiges Krafttraining mit Gewichten etc. konnte ich in der Physiotherapie ca. 2 Monate nach der OP machen. 5 Monate nach der OP war ich dann wieder im Fitnessstudio. Ich gehe inzwischen 2-4 mal pro Woche und versuche meinen Oberschenkel wieder genau so aufzubauen wie er davor war, damit mein Knie nicht alles abfangen muss. Natürlich gehört hier auch regelmäßiges Joggen dazu. Das durfte ich das erste Mal 3 1/2 Monate nach der OP. Geklappt hat es am Anfang eher weniger, allerdings macht ja auch Übung den Meister. Ca. 5-6 Monate nach der OP kann ich wieder um die 5-10km auf dem Laufband joggen, ohne Schmerz oder Pausen. Draußen klappt es noch mäßig, da der Untergrund noch etwas zu hart ist. Wenn ich mich jedoch konzentriere und langsam laufe, ist es möglich.

Inzwischen sind wir bei fast 7 Monaten und ich war bisher 2 Mal im Fußballtraining. Alles ohne Ball klappt soweit ganz gut, jedoch noch mit ein paar Einschränkungen. Dadurch, dass der Muskel bei mir immer noch nicht in vollem Maße zurück ist, fällt mir die ein oder andere Übung noch etwas schwer. Mit dem Ball kann ich ein paar Grunddinge wie passen, jedoch spielt hier die Angst noch eine sehr große Rolle weshalb ich mich nicht immer traue.

Was natürlich auch eine wichtige Rolle nach einem Kreuzbandriss ist, ist die Koordination, denn das muss dein Knie und die Kreuzbandplastik wieder neu erlernen.

Ein paar gut gemeinte Tipps für den langen Weg:

  1. Hab keine Angst. Dein Knie kann wieder genau so leistungsfähig werden wie davor, wenn du genug dafür tust und es auch wirklich möchtest. Ein Kreuzbandriss ist eine schlimme Verletzung für einen Sportler, das wissen wir alle, aber es haben genug Menschen geschafft wieder wie vorher zu werden, wieso solltest du es dann nicht schaffen.
  1. Such dir die richtigen Ärzte und vor allem die richtigen Physios. Das eine ist die Diagnose und die Wiederherstellung deines Kreuzbandes. Hier solltest du auf kompetente Ärzte zurückgreifen. Bei der Diagnose kann man sich auch immer eine Zweitmeinung einholen. Was tatsächlich viel wichtiger ist, ist dein Physio. Vor der OP mag das nicht all zu dramatisch sein, aber nach der OP ist es das wichtigste überhaupt, den richtigen Physio an seiner Seite zu haben. Achte darauf, dass er sich dein ganzes Bein und auch deinen ganzen Körper anschaut und nicht immer nur direkt am Knie arbeitet. Dein Physio sollte deinen Verlauf sehr gut kennen und nicht jedes Mal erneut nachfragen, was denn überhaupt passiert ist. Mit dem falschen Physio ist es sehr schwer, die Funktion des Knies wieder herzustellen, denn Übungen zu Hause sind in diesem Fall nicht ausreichend. 
  1. Nach der OP solltest du darauf achten, dass du Beugung und Streckung nicht vernachlässigst. Es ist wichtig seine Muskeln wieder aufzubauen, aber genau so wichtig ist es vor allem deine volle Streckung wieder zu erreichen. Die Streckung sollte mindestens bei 0 Grad und die Beugung mindestens 15 Grad weniger als beim gesunden Bein sein. Allerdings ist es wichtig, dass du auf dein Knie als auch auf deinen Arzt hörst und dich nicht in die Beugung zwingst, sondern deinem Knie die Zeit gibst, die es benötigt. Bei mir hat es mehr als 12 Wochen gedauert, bis ich überhaupt die 120 Grad hatte und erreiche sie aber inzwischen problemlos.
  1. Du solltest nach deiner OP das richtige Maß an Übungen finden. Machst du zu wenig, ist es nicht gut für dein Knie, machst du zu viel, ist das aber auch schlecht. Sprich dich hier mit deinem Physio ab und ganz wichtig, hör auf dein Knie und deinen Körper. Dein Knie meldet sich entweder in dem Moment oder spätestens am nächsten Tag. Bei mir war das Knie dann meistens etwas steif am nächsten Tag. Gib deinem Bein einen Tag Ruhe, geh es langsamer an, der Schmerz auch wieder nachlassen. Mit der Zeit bekommst du hierfür ein Gefühl.
  1. Hab keine Angst wenn dein Knie nach der OP ab und zu knackst. Das passiert manchmal einfach und heißt nicht, dass etwas erneut kaputt gegangen ist. Mein gesundes Knie knackst auch oft genug. Außerdem hat mir mein Arzt erzählt, dass es an der Veränderung vom Knie liegt. In deinem Knie ist etwas kaputt gegangen und wurde wieder hergestellt. Dadurch hat sich etwas verändert und dein Knie muss sich an die Veränderung gewöhnen. Dadurch kann es manchmal zu einem Knacksen im Knie kommen.